2012
Voyage
make off

"Voyage" von Regisseur Scud

...Er führt Menschen
zusammen, verändert Orte
hinterlässt Spuren...

2012
 
Schon ein paar Tage vor dem Dreh lernte ich Scud kennen und stand einer Person gegenüber die wahrlich in sich ruhte. Das gab mir Vertrauen - denn so überzeugt war ich von der Idee, mein Atelier einem Team zu geben, die womöglich alles auf dem Kopf stellen, nicht.
An dem Morgen des Drehtages war ich trotzdem etwas nervös, und als dann schwarze, abgedunkelte Vans auf dem Atelierhof fuhren, dachte ich nur noch "Oh je, was hast du dir denn da angetan?". Zum Glück waren schon fast alle Malschüler / Statisten da, die ebenso am Fenster standen und wahrscheinlich das Gleiche dachten. Womit wir eine gefühlte Einheit bildeten, die natürlich stark macht. Wir hatten uns an Tische gesetzt und warteten der Dinge, die da kommen. Und da kamen sie. Die Tür öffnete sich und es kamen einer nach dem anderen herein und herein und herein und es hörte gar nicht auf. "So viele?" stand sichtlich auf meiner Stirn geschrieben. 40 "kleine" Hongkong-Chinesen.
Eingespielt und unglaublich ruhig fingen sie sofort an. Jeder wusste was er zu tun hat. Der Hof, der als erstes als Drehort diente, glich alsbald einem Gewusel von Kabeln, Scheinwerfern und elektronischen Kästen. Mittendrin - Scud - voll bei sich und die liebe Leni Speidel mit einer glänzenden Ausstrahlung.
"Darf ich den Tisch rausstellen?" Darf ich das Bild dort hinhängen?" Nach stetigen Fragen lichtete sich das Atelier. Ich war voller Freude. Alle. Alle hatten Spaß, an dem was sie taten und der Respekt dem Anderen gegenüber durchflutete den Raum.
Unten im Hof waren sie schnell mit dem drehen fertig und es sollte oben weiter gehen.

Die Statisten wurden eingewiesen, los ging`s: "And Action!". Stille. Stille. Stille. Alle Zuschauer und Helfer sagten kein Wort, blieben wie erstarrt stehen, hörten auf zu atmen.
Erst nach einem lauten "Cut!" wieder Stimmengewirr. Jeder machte da weiter, wo er zuvor aufgehört hatte.
So ging es den ganzen Nachmittag. Zwischendurch ging ich mal zur Straße, um nachzusehen, wo die dicken Stromkabel herkamen. In dem schmalen Sonnenweg parkte ein Transporter mit Generator und ein riesiger Bus. Hochachtung vor dem Busfahrer!
Schön, am Abend mit einem so positiven Gefühl und ziemlich kaputt, den Schlüssel meines Ateliers in die Hände eines mir Unbekannten zu legen, damit sie ohne mich weiter machen konnten. Sehr bald werden alle wieder tausende Kilometer voneinander entfernt sein. Zurück bleibt der Gedanke, einen Mann kennengelernt zu haben, der seinen Traum lebt und alles für eine Vision in Bewegung setzt. Er führt dabei Menschen zusammen, verändert Orte und hinterlässt Spuren, die einer Idee und eines Glaubens vorausgingen.
 
Scud hat es sich zur Lebens-Aufgabe gemacht die Gegebenheiten Homosexueller in Asien und Hongkong aufzuzeigen. "...Ich denke, Homosexualität wurde schon immer im Hongkong-Kino behandelt. Nur wurde sie dem Publikum auf eine andere, eine indirekte Art präsentiert, als Männerfreundschaft zum Beispiel oder als eingeschworene Bruderschaft. Explizite Homosexualität gab es in Filmen nur, um darüber Witze zu reißen...." Zitiat aus dem Interview  Sissy. Lesen Sie etwas mehr über seine letzten Filme zum Beispiel Kommentar Zeit Online